Wer kennt sie nicht …
… die Redewendung „Hilfe, bei mir ist heute Land unter!“ In der Regel geht diese einher mit negativen Emotionen wie Stress, Hilflosigkeit und Überforderung.
Wahre Bedeutung
Wer dagegen die nordfriesischen Halligen kennt, weiß, dass mit diesem Ausdruck auch völlig andere Gefühle verbunden sind. Nämlich entspannt die Füße hochlegen, Tee trinken und gemütlich abwarten.
Ein reales Land unter auf den Halligen ist etwas völlig Normales. Es findet fünf- bis zwanzig-mal pro Jahr statt. Für die Vegetation ist es vielmehr essentiell, dass das Land regelmäßig mit Salzwasser überspült wird.
Land unter auf der Hallig sieht so aus, dass während einer Sturmflut das Wasser über das komplette Land läuft. Die Menschen sitzen dann eine Zeit lang auf ihren Hügeln (Warften) und bekommen eine gewisse Ruhe aufoktroyiert. Bei Land unter ist der Fährverkehr meist eingestellt; es ist wenig ratsam sich durch die Strömung von Warft zu Warft zu bewegen. So macht man es sich zu Hause bequem und harrt geduldig aus bis das Wasser wieder weg ist.
Hektik und Betriebsamkeit sind eher davor und danach. Vorher, beim Checken von Wetterbericht/ Pegelständen und bei der Sicherung von Hab und Gut. Nachher, beim Zusammenkehren des Treibguts. Währenddessen herrscht dagegen meistens heimeliger Stillstand.
Gerade noch rechtzeitig
So ist es auch mir ergangen, als ich im Februar einige Wochen auf Langeneß verbrachte. Ich hatte so eben den Slot erwischt, zwischen dem Land unter nach Sturm Sabine und den darauffolgenden Nachwehen, um mit dem Schiff anzureisen und zum Haus zu gelangen. Tags drauf war unsere Warft bereits wieder vom Wasser umgeben. Also, Teepot aufgesetzt und aus dem warmen Zimmer heraus das Naturschauspiel beobachten.
Endlich Land unter 😉
Vielleicht denken auch Sie bei Ihrem nächsten gefühlten „Hilfe, ich habe Land unter!“ an die Halligen und kommen zur Erkenntnis: Alles ganz normal! Erstmal einen Kaffee holen und warten bis die Flut vorüber ist.
Genießen Sie Ihr Land unter!