Auch die Lernumgebung entscheidet über den Erfolg des Lernens

Wie’s funktioniert – oder auch nicht?!?

 

„Grundlage für optimales Lernen ist eine freudige, entspannte Atmosphäre.“ Dieser These wird wohl jeder zustimmen. Zudem wird die Aussage durch Forschungen der Neurowissenschaften und der Emotionsforschung in den letzten Jahrzehnten vielfältig bestätigt.

Lernen in positiver Stimmung ist erfolgreicher. Dies gilt auf jeden Fall für Lerninhalte, die mit gedanklicher Flexibilität, Problemlösefähigkeit und kommunikativen Prozessen in Verbindung stehen. Die tatsächliche Lernumgebung gehört für mich unbedingt dazu. „Der Raum ist der dritte Pädagoge“ – dieses Statement stammt aus einem pädagogischen Ansatz im Vorschulbereich, der die Wirkung von Lernräumen auf Bildungsprozesse von Kindern unterstreicht. Meines Erachtens ist das unmittelbar übertragbar auf die Erwachsenenbildung – und somit auf meine Zielgruppe der Auszubildenden.

 

DER NUTZEN POSITIVER EMOTIONEN FÜR DAS LERNEN

 

Emotionsforschende konnten nachweisen, dass Menschen in einer positiven Stimmung interessierter an ihrer Umgebung sind, aufmerksamer sind, kreativer an Dinge herangehen, besser Probleme lösen und erfolgreicher kommunizieren können. Positive Emotionen weiten kurzfristig die Aufmerksamkeit und fördern das Lernen. So wird langfristig der Aufbau neuer Ressourcen unterstützt, was sich in höherer Resilienz und in psychischem Aufblühen niederschlägt. Damit wird eine Aufwärtsspirale in Gang gesetzt. – Leider kommt es bei negativen Emotionen genauso zu einer Abwärtsspirale.

 

LERNUMGEBUNG – LERNEN DARF SCHÖN SEIN

 

Wenn Unternehmen für ein Seminar einen optimalen Lerntransfer anstreben, sollten sie dafür einen Ort wählen, der alles vereint, was für Entspannung, Konzentration und Kreativität sorgt. Eine vertrauensvolle Lernatmosphäre, in der Menschen sich wohlfühlen, sich öffnen und gemeinsam in der Gruppe wachsen sollte keine Herausforderung sein. Dazu gehört auch, dass die Rahmenbedingungen passen; z.B.  eine Unterkunft, in dem sich die Teilnehmenden willkommen fühlen mit ausreichend großen und ansprechenden Räumen.

 

So viel zur Theorie – nun zur (hoffentlich seltenen) Praxis

 

Folgendes Beispiel, wie durch gestörte Rahmenbedingungen aus einer motivierten Gruppe ein destruktiver Haufen wurde, erlebte ich vor kurzem.

 

Eine Gruppe mit 15 Auszubildenden (1. Ausbildungsjahr Baubranche) sollte eine Woche in Sozial- und Methodenkompetenz trainiert werden. Das Seminar fand in einer beruflichen Fördereinrichtung statt, in der das Unternehmen seit einigen Jahren mehrere funktionale Seminarräume betreibt. Die Teilnehmenden übernachteten während der gesamten Woche im dortigen Internat. Bedingt durch den Status des Hauses (berufliche Rehabilitation von u.a. Risikogruppen) waren die Maßnahmen im Rahmen der Corona-Bekämpfung sehr umfangreich. Selbstredend waren die Regeln für die Einrichtung essentiell und wichtig. Für die Teilnehmenden jedoch waren die verschärften Vorschriften sehr ungewohnt, da solche in ihrem täglichen Arbeitsumfeld nicht galten.

Am ersten Seminartag starteten die Teilnehmenden durchaus motiviert und offen für die geplanten Lerninhalte. Im Verlauf der Woche wurde die Stimmung immer schlechter, die Atmosphäre immer angespannter und gereizter. Viel Zeit verbrachten mein Kollege und ich damit, die Gruppe arbeitsfähig zu halten. Am letzten Tag war kaum ein Auszubildender in der Lage etwas Positives oder für sich Gewinnbringendes über das Seminar zu äußern.

Woran lag’s? Tatsächlich waren es überwiegend die äußeren Einflüsse. Das Gebäude an sich bot keinen großen Wohlfühlcharakter. Der Seminarraum war nüchtern zweckmäßig, renovierungsbedürftig. Bei den vorhandenen Flipcharts handelte es sich um ein Reste-Sammelsurium, das nur teilweise intakt war. Hinzu kamen die strengen Corona-Regelungen, die zu häufigen heftigen Konfrontationen mit dem Hauspersonal führten. In der Kantine konnte während der Pausen kein entspannter Austausch stattfinden, da nur zwei Personen mit entsprechendem Abstand an einem Tisch sitzen durften.

Je mehr sich die jungen Leute gegängelt fühlten, desto weniger konnten sie sich auf die Seminarinhalte einlassen. Der Fokus lag schließlich einzig auf dem Aufdecken von gegenseitigen Missständen und Rechtfertigungen. Am Ende konnten nur wenige zugeben, dass sie aus der Seminarwoche brauchbare Impulse für ihre Arbeit und die Berufsschule gewonnen haben.

 

Mein Fazit der Woche ist großes Bedauern. 15 Auszubildende, von denen die meisten sich wegen ihres persönlichen Hintergrunds eher schwer mit dem Lernen taten, begannen interessiert und aufgeschlossen. Diesen jungen Menschen wurde vermutlich für einige Zeit der Spaß an Workshops und Schulungen genommen. Ihnen wünsche ich, dass auch sie einmal Seminarerfahrung sammeln dürfen in einem Haus mit herzlichem Ambiente und top Verpflegung.

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