Welch ketzerisch provokante Frage!

 Seit ungefähr den 1970er Jahren bietet nahezu jedes Unternehmen „Zusammenarbeit in einem dynamischen Team“, und kein Bewerber wäre so verwegen sich als nicht teamfähig zu bezeichnen.

 Doch, mal ganz ehrlich: Hat der Begriff TEAM nicht mittlerweile etwas Inflationäres? Was genau macht ein Team aus? Das, was in der Fachliteratur als Definition steht? Oder, so wie es das Unternehmen lebt? Wenn man in Google TEAM eingibt, kommen in 0,35 Sekunden 4.580.000.000 Ergebnisse.

 Zu meinen Aufträgen gehören unter anderem 2-stündige ‚Teamtrainings‘ in einem Kletterwald. Diese Settings sind im Grunde nur das Vorprogramm für das eigentliche Highlight Kletterwald und eher als Impulsgeber denn als tatsächliches Training anzusehen. Bisweilen kommt es dabei vor, dass die Gruppe nach einer erfolgreich absolvierten Aktion voller Enthusiasmus feststellte: „Sind wir nicht ein tolles Team? Alle auf einer Wellenlänge, voll harmonisch, die perfekte Kommunikation!“ Was will die Truppe nun von mir hören? Unbedingte Zustimmung und Bestätigung?

In solchen Momenten stelle ich den Teilnehmern gerne die Teamrollen nach Belbin vor und lasse sie überlegen, welche Rollen sie in ihrem Team wiederfänden. Gelegentlich kommt zum großen Erstaunen aller Beteiligten dabei heraus, dass kommunikationsorientierte Rollen wie Teamarbeiter und Koordinatoren gleich mehrfach vertreten waren, dafür zum Beispiel handlungs- und wissensorientierte Parts wie Perfektionist und Visionär gänzlich fehlen. „Ist das schlimm?“ Nicht unbedingt, wir wollen ja schließlich keine Probleme herbeireden. Es kommt darauf an, wo das Unternehmen die Gruppe/ das Team ansiedelt – auf der operativen Ebene oder auf der strategischen Ebene oder auf beidem. Und – ist es überhaupt ein Team oder eher eine Arbeitsgruppe? Noch eine philosophische Grundsatzfrage!

Was charakterisiert nun tatsächlich ein Team und
warum sprechen manche Kritiker von Team-Fetischismus?

Der Begriff „Team“ wird meist als Synonym für harmonisches Zusammenarbeiten verwendet.
Teilnehmer In guten Teams erfahren durchaus Respekt, Vertrauen und Akzeptanz. Für ein effektives Funktionieren der Arbeit im Team sind allerdings konstruktiv und kreativ genutzte Gegensätze und Konflikte genauso notwendig.

Teamentwickler betonen, dass ein (Selbst-) Bewusstsein für Ziele, Visionen sowie Aufgaben im Arbeitsalltag und deren gemeinsame Bewältigung und eine gute zwischenmenschliche Chemie (Wir-Gefühl) ein Team besser zusammenschweißt als alles andere.

Miesmacher hingegen merken an, dass Menschen sich weniger anstrengen, wenn ihre Leistung Teil einer Gruppenarbeit ist – und zwar vor allem dann, wenn sie sich in der Anonymität der Gruppe verstecken können („Toll Ein Anderer Macht’s“).

Sie berufen sich dabei auf den sogenannten „Ringelmann-Effekt“ (Menschen in der Gruppe erbringen eine geringere kollektive physische Leistung, als aufgrund der summierten Einzelleistungen zu erwarten wäre), den der amerikanische Sozialpsychologe Harry Ingham 1974 mit einer kleinen Modifikation wiederholte: Die Probanden zogen mit verbundenen Augen an einem Tau. Einmal wurde ihnen gesagt, sie würden in der Gruppe ziehen, und einmal, dass sie allein ziehen würden. In Wirklichkeit zogen sie beide Male allein. Das Ergebnis war: Die Probanden, die glaubten, es ginge um Teamwork, zogen schwächer.

 

Warum erzähle ich das hier alles eigentlich?

 Ganz einfach:

Ich glaube an Wirkung und Macht motivierter Teams und die Tatkraft von Arbeitsgruppen!

Ich glaube an die Leistung von einzelnen Mitgliedern, die sich in der Gruppe wohlfühlen und Anerkennung erfahren!

Ich glaube, dass Teamarbeit mehr ist, als endlose Meetings und PowerPoint-Präsentationen, stapelweise vollgekritzelte Blätter, literweise geleerte Kaffeekannen, volle Keksbäuche und soziale Hängematten.

 

Ich hoffe, wir lernen uns bald persönlich kennen!

  

 

T E A M : Trotz Einzigartigkeit Ausgezeichnetes Miteinander